Hanna und Nick sind wohlbehalten in Sierra Leone angekommen – Hanna vermisst zwar noch ihr komplettes Gepäck, abgesehen von ihrem Handgepäck, aber die beiden sind wohl auf <3 Wir freuen uns sehr, von ihren Erlebnissen vor Ort berichten zu können:
Unsere Ankunft in Sierra Leone war feierlich: Die Vertreter unserer Partnerorganisation SSLDF initiierten eine feierliche Einweihung der gerade fertig gestellten Brücke, die von nun an auch in der Regenzeit Zugang zum entstehenden Schulprojekt gewährleistet und darüber hinaus die Magbenteh Community mit dem Nachbardorf Maburka verbindet.
In afrikanischer Manier wurde das Fest und danach die Brücke von den Menschen der Gemeinde ekstatisch und ausgiebig begangen und die Arbeiter und Spender betanzt und geehrt.
Im Anschluss wurden die drei Anwesenden Vertreter der SSLDF und wir vom Gemeindevorsteher, dem Pastor und den drei Imamen der Magbenteh Community in eine Art Gemeindesaal geladen, in dem unter Anleitung des Pastors zunächst ein etwa zwanzigminütiges Gebet zur Ehre aller Anwesenden, uns Gästen und der Brücke gesprochen wurde. Eine ebenso lange muslimische Andacht – geführt von einem der drei Imame – war der nächste Programmpunkt. Schön zu sehen: Ebenso wie bei der vorangegangenen christlichen Zeremonie nahmen alle rund dreihundert Anwesenden leidenschaftlich Teil. Es folgte eine Serie von Reden bedeutender Persönlichkeiten. Neben den Vertretern der unterschiedlichen Konfessionen, Harald Pfeiffer, dem Gründer und Präsident unserer Partnerorganisation, waren das die Dorfältesten, Krankenhausmanager Ibrahim Bamgura und der Gemeindevorsteher. Keiner von ihnen war in der Lage, „L’appel“ richtig auszusprechen, aber doch hat uns jeder einzelne gezeigt, dass er seine Begeisterung über unsere Partizipation am entstehenden Schulprojekt sehr schätzt und auch unsere
Arbeit zur Bekämpfung der Ebola-Krise anerkennt und ehrt. Vielfach wurde betont, dass die Magbenteh Community durch uns das erste Behandlungszentrum des Districts hatte und im Selbstverständnis der Bewohner sie diejenigen waren, die der Seuche ihre Unbesiegbarkeit genommen haben.
„We are proud that together with our friends from L’appel here, we were the ones to brake Ebola’s back. Now we want to tackle poverty by together providing education for our children“ – Ibrahim Bangura, Managerr SSLDF
In allen Facetten wurde die Brücke wortreich als Metapher für die Bildung, als Brücke zum Erfolg, als Zeichen der Freundschaft zwischen den Dorfgemeinschaften, Verbindung der Konfessionen und Bindeglied zwischen L’appel und SSLDF beschrieben. Tatsächlich versteht sich die SSLD mit dem Bau dieser Brücke nicht nur als unser Partner, sondern buchstäblich auch als unser Wegbereiter in vielen Dingen.
Den restlichen Tag verbrachten wir mit einem Krankenhausrundgang und der Planung der kommenden Tage. Am Abend fuhren wir auf Motorradtaxis mit einem armenischen Arzt, der lange für eines der Minenunternehmen, die in Folge der Ebolakrise das Land verlassen haben, tätig war und sich jetzt für eine Stelle im MCH bewirbt, zum Abendessen ins Restaurant eines libanesischen Freundes. Dort hörten wir seine spannende Lebensgeschichte, bekamen wertvolle Ratschläge für unser weiteres Vorgehen als NGO in Sierra Leone und ließen den Tag bei einem gekühlten Getränk ausklingen.
Der neue Tag begann mit einem Treffen des Krankenhausmanagers Ibrahim Bangura; das Treffen war vor allem zur Besprechung der Modalitäten des Capacity Buildings, der Boarding School und der Erweiterung des Stipendienangebotes gedacht.
Hauptsächlich haben wir über die Möglichkeit der Erweiterung des umgekehrten Generationenvertrages gesprochen, der in Zukunft auch die Ausbildung zu Berufen außerhalb des Krankenhauses ermöglichen soll. In diesem Rahmen berichtete uns Mr Bangura über die momentane Situation unseres Stipendiaten Joahua; er hat für ihn und seine Geschwister ein vielschichtiges Hilfsprogramm entwickelt.
Im Anschluss an das Gespräch trafen wir uns mit Mohammed, einen Krankenpfleger und guten Freund aus der intensiven Zeit der Ebola-Krise. Mohammed begleitete uns zu dem Haus, in dem Joshua nun mit seinen 15 (Halb-) Schwestern und Brüdern lebt.
Joshua erwartete uns bereits – sowohl er als auch seine Familie waren sichtlich erfreut über das Wiedersehen. Er hat uns erzählt, wie es ihm gerade geht – der Besuch der Secondary School, die abendlichen Lernschwierigkeiten aufgrund fehlender Elektrizität, seine Pläne für die Zukunft und seine große Dankbarkeit gegenüber L’appel und der dadurch erlangten Möglichkeit einer Förderung.
Wir verabredeten uns auf ein weiteres Treffen am Abend, um mehr von seiner Lebensgeschichte zu erfahren.
Auf dem Nachhauseweg trafen wir Adolpho, einen ausgesprochen offenherzigen kubanischen Chirurgen, der neuerdings im MCH angestellt ist und uns direkt in den OP-Plan der kommenden Woche einplanen wollte.
Da noch einige Dokumente für den UGV gedruckt werden mussten und noch einige Kleinigkeiten zu klären waren, traf sich Nick anschließend nochmals mit Mr. Bangura.
Am Abend erhielten wir dann Besuch von Joshua und dem zukünftigen Stipendiaten Gibrilla Turey –
Gibrilla erzählte uns von seinem Studium, das er bereits anderthalb Jahre an der University of Makeni absolviert hatte und dann aufgrund finanzieller Probleme unterbrechen musste.
Sein großer Wunsch ist es, seine Ausbildung durch unser Patenprogramm fortzusetzen – er setzt große Hoffnungen in die erfolgreiche Arbeit von L’appel, wie auch viele Stipendiumsbewerber.
Eine große Motivation für uns – Allez L’appel!