Im Rahmen der Klinikpartnerschaft, die L’appel mit der Parterorganisation SSLDF am Magbenteh Community Hospital durchführt, war es unsere Aufgabe als Krankenschwestern, die Umsetzung der ETAT-Inhalte auf der Kinderstation zu evaluieren und zu fördern. Um unsere Kolleg*innen wirklich unterstützen zu können, bereiteten wir uns vor: Wir besuchten den Kurs ETAT+ (Emergency Triage Assessment and Treatment). ETAT ist eine strukturierte und nachweislich wirksame Intervention, die speziell für den Einsatz in Einrichtungen der primären Gesundheitsversorgung mit begrenzten Ressourcen in Ostafrika und Asien entwickelt wurde. Es wird eingesetzt, um die ärmsten und am meisten gefährdeten Kinder in ländlichen Gebieten zu erreichen. Unsere erste Herausforderung bestand darin, die umfangreichen und nur auf Englisch vorliegenden Informationen zu verarbeiten. Da wir mit dem Umfeld noch nicht vertraut waren, war es nicht so einfach, sich die Umsetzung in jedem Fall vorzustellen, aber der Kurs war mit seinen Wiederholungssitzungen und vielen praktischen Übungen so hervorragend, dass wir alles Mögliche für uns mitnehmen konnten.
Obwohl wir (Tabea und Lisa) uns vorerst nur kurz über WhatsApp und Zoom kennengelernt hatten, waren wir von Anfang an auf einer Wellenlänge. Das mag vielleicht daran liegen, dass es für uns beide der erste Aufenthalt in einer solch herausfordernden Umgebung war, evtl. auch, weil wir beide Krankenschwestern sind – wahrscheinlich aber auch, weil wir wie alle Mitglieder von L’appel die selben Wünsche und Ziele für alle Menschen haben: Empowerment, Gesundheit stärken und Bildung ermöglichen- eben irgendwie Seelenverwandt…
Die Delegationsreise nach Sierra Leone umfasste insgesamt 2 Monate, wobei sich die Gruppe immer wieder veränderte: Viele blieben länger, andere kürzer oder verbrachten (wie der harte Kern, bestehend aus u.a. Nick, Katha und Simon) ganze zwei Monate in Sierra Leone. Wir alle hatten aber vor allem eine spezielle Mission: Mit Hilfe von Kursen, wollten wir die Mitarbeiter*innen des Magbenteh, aber auch anderer umliegender Krankenhäuser dabei unterstützen, die Kindersterblichkeitsrate zu senken. Hauptsächlich sollte dies durch 5-tägige Kurse erfolgen, in denen sich die Teilnehmer*innen sowohl praktisches als auch theoretisches Know-how aneignen. Diese Kurse wurden innerhalb der Delegationsreise drei Mal angeboten und von L’appel Mitgliedern durchgeführt. Unterstützt wurde das L’appel Team von Joseph (CHO aus Sierra Leone), Ruth (German Doctors) und Sarah (Freiwillige Ärztin am MCH). Wir (Tabea und Lisa) hatten bereits an einem Kurs in Deutschland teilgenommen, durften aber beide noch einmal in Sierra Leone teilnehmen: einerseits, um unser Wissen aufzufrischen. Andererseits aber auch, um zu sehen: Inwiefern müssen Kursinhalte aber auch Modalitäten Kultur- und Länderspezifisch angepasst werden. Das ETAT-Training ist nicht nur deshalb so besonders, weil es sich an die Gegebenheiten von Ländern mit geringen Ressourcen und den dortigen Voraussetzungen anpasst, sondern auch, weil erlernte Inhalte sofort praktisch umgesetzt werden können.