Um die Machbarkeit des Reverse Generational Contract (RGC) als Finanzierungsmodell in Ländern mit niedrigem Einkommen zu erforschen, müssen wir eine große Menge an Daten sammeln. So möchten wir gewährleisten, dass die Berechnung fair und finanziell nachhaltig ist. Die Machbarkeitsstudie in Südafrika und Ruanda zielt auf drei sehr wichtige Aspekte ab:
Ein nachhaltiges, finanziell solides Geschäftsmodell ist der entscheidende Faktor für den Erfolg des RGC. Zur zielführenden Durchführung der Studie bauen wir ein Netzwerk mit wichtigen Kooperationspartnern auf. Heute möchten wir Euch gerne einen dieser Partner vorstellen, über dessen Zusammenarbeit wir uns ganz besonders freuen.
Es gibt einen Ort in den Randgebieten von Kapstadt, weit entfernt von den wohlhabenden Vororten, an dem eine Gemeinschaft von rund 300.000 Menschen lebt. Jeder, der Kapstadt schon einmal bereist hat, wird sich an dieses weitläufige ebene Gebiet erinnern, auf dem sich Reihen von fragilen Blechhütten, kleinen Holzhäusern oder einfachste staatliche Wohneinheiten dicht an dicht drängen. Dieses Wohngebiet ist unter dem Namen Cape Flats bekannt und stellt einen krassen Kontrast zu den Villen unterhalb des Tafelberges dar. Die extreme soziale Ungleichheit in Kapstadt tritt hier besonders deutlich zutage.
Manenburg ist eine Gegend in den Cape Flats, die besonders berüchtigt für ihre brutalen Banden ist. Kinder, die dort aufwachsen, sind Gewalt, Drogen und Banden schutzlos ausgesetzt. Viele von ihnen sind auf sich gestellt, müssen ihren eigenen Haushalt führen und erfahren nur wenig Unterstützung. Jedoch gibt es eine Organisation, die Hoffnung birgt. The Leadership College (TLC) bietet Kindern eine qualitative Schulbildung und ein fürsorgliches, geschütztes Umfeld. Schulgründer Ashra Norton sagt: „Wenn das Ministerium die Schulen in dem Gebiet aufgrund von Bandengewalt schließt, findet für uns ganz normal der Unterricht statt, mit einer nahezu vollständigen Teilnehmerliste. Ich glaube fest daran, dass die Kinder innerhalb des Schulgeländes sicherer aufgehoben sind als zu Hause.“
Für die meisten von uns ist der Besuch einer Schule oder Universität eine Selbstverständlichkeit, die wir nicht in Frage stellen. Wir haben Zugang zu Elektrizität, haben einen Arbeitsplatz, um Hausaufgaben zu erledigen, wir können morgens vor der Schule heiß duschen und verfügen über ausreichend Lebensmittel für ein Lunchpaket. Das gilt nicht für alle Schülerinnen und Schüler in Manenburg. The Leadership College nimmt die Verbesserung dieser Umstände in Angriff. Hier werden die Bedürfnisse jedes einzelnen Schülers ernst genommen.
Die Gebäudestruktur des Leadership College ist einfach. Allerdings ist das nicht von Bedeutung, sondern das, was in dem Gebäude passiert, macht es so einzigartig: Der Schulleiter Herr Atcha steht jeden Morgen am Eingangstor und begrüßt jeden der 650 Schülerinnen und Schüler mit Namen. Er kennt sie alle persönlich und bemerkt sofort, wenn jemand in Schwierigkeiten steckt. Die Tür zu seinem Büro ist immer offen und er verbringt Stunden damit, seinen Schützlingen bei Problemen außerhalb der Schule oder zu Hause unter die Arme zu greifen.
Alle Lehrer arbeiten hart. Sie ziehen die Jugendlichen zu jungen Führungspersönlichkeiten heran, die nach Spitzenleistungen streben, ihre Ziele ehrgeizig vorantreiben und ihrer Gemeinde etwas davon zurückgeben. Die Qualität der Schulbildung lässt sich anhand der Ergebnisse der jährlichen Abschlussprüfungen ablesen: 92 Prozent der Schülerinnen und Schüler erhalten ihre Hochschulreife. Nach Beendigung der Schule bleiben sie Teil der TLC-Gemeinde. Die wenigen, denen sich die Möglichkeit bietet, eine Universität zu besuchen, kehren anschließend zurück, um Workshops zu geben oder spenden der Gemeinde Zeit und Hilfsmittel. Das TLC ist ein Paradebeispiel für solidarische Verbundenheit und Gemeinschaft – zentrale Werte, auf die sich auch der RGC gründet.
Das UGV-Projektteam empfindet die Arbeit und das Engagement dieser Menschen als sehr inspirierend und motivierend. In den letzten fünf Jahren hat sich das TLC vergrößert und führt nun fünf Schulen im Gebiet. Wir fühlen uns geehrt, dass The Leadership College einer Kooperation für unsere Forschung zugestimmt hat. Mithilfe eines breiten Netzwerks an Partnern werden wir untersuchen, wo genau die Hürden beim Zugang zu Tertiärbildung liegen und wie wir unserer Model am besten anpassen können, um so vielen Schülern wie möglich einen Hochschulbesuch zu ermöglichen. Außerdem werden wir erfahren, was es heißt, eine Gemeinschaft zu bilden, die geschlossen für die Zukunft von jungen Menschen in Südafrika einsteht.
L’appel Deutschland e.V. und CHANCEN eG haben sich zusammengetan, um den Reverse Generational Contract (RGC) auf den afrikanischen Kontinent auszudehnen. Der RGC ist ein Modell, das Studierenden eine faire Finanzierung ihres Studiums ermöglicht: Mithilfe eines Sozialinvestitionsfonds werden die Studiengebühren der Stipendiaten gedeckt. Sobald die Studierenden ihren Abschluss erhalten und ins Berufsleben einsteigen, leisten sie einkommensabhängig Rückzahlungen, die sich prozentual an ihrem Einkommen bemessen – so sieht es der verbindliche Vertrag zwischen den beteiligten Parteien vor. Dieses Modell gewährleistet gleiche Bildungschancen für alle, unabhängig von dem finanziellen Hintergrund der jungen Menschen. Die CHANCEN eG verfügt über eine reiche und langjährige Erfahrung bei der nachhaltigen Finanzierung von Bildung und ist somit der bestmögliche Partner in diesem Bereich. L’appel ist eine NGO mit Felderfahrung bei der Implementierung eines UGV-ähnlichen Modells in Sierra Leone. Beide wurden an der Universität Witten/Herdecke gegründet, teilen ähnliche Werte und dieselben Visionen.
Hochschulbildung benötigt weltweit ein neues Finanzierungsmodell! Wir erforschen die Machbarkeit des RGC in Ländern mit niedrigem Einkommen.
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